Ein Wochenende im Oktober

Irgendwie ist es kein Zufall, dass ein Oktoberwochenende und ein volles Weinprogramm zusammen geh?ren. Die Zeit der Proben bei Weingesch?ften, der Gebietspr?sentationen und der Weinlese f?llt mit der allj?hrlich bei k?hleren Temperaturen wiederkehrenden Lust auf kr?ftige Rotweine zusammen – selbstverst?ndlich ohne dass man sich dabei von den wunderbaren wei?en Tropfen verabschieden w?rde. Entsprechend ertragreich sind diese Wochen also meist bis weit in den November oder Dezember hinein. Dieses Weinwochenende fand allerdings ganz entspannt zu Hause statt. Mit vier Flaschen, die unterschiedlicher kaum sein k?nnten.

wochenend1.jpgSo ist der erste im Bunde auch der deutlich ansprechendste gewesen: Parallel aus dem Napa Valley, ein Cabernet Sauvignon aus dem Jahr 2005 von dem nur 92 F?sser hergestellt wurden, ist ein absoluter Charmeur. Geschmeidig und geschliffen, bietet er viel Schokolade und ein wenig Brombeer, Kirsch, sogar einen Hauch von frischem Korianderkraut und Butter (90 Punkte). Der Castello di Fonterutoli hat hingegen schon mal besser gemundet. Der 2003er entwickelt sich im Schlusspurt dann doch noch zu einem einigerma?en harmonischen Wein, der einige Attribute eines klassischen Sangioveses aufweist. Leder, Erdigkeit, Pflaume und Volumen machen ihn zu einem vielschichtigen, aber nicht einfachen Vertreter eines Spitzenchiantis (88 Punkte). Deutlich g?nstiger ist eine gef?llige und sich gerade optimal pr?sentierende fruchtige Riesling Auslese (2002) des unbekannten Weingutes Gerlach aus ?rzig von der Mittelmosel. Eine perfekte Rieslingnase verspricht  ein besonderes Trinkverg?gen, das sich auf dem Gaumen dann aber doch nur mit leichten Abstrichen einstellt. Eher einfach gestrickt macht dieser Wein dann trotzdem viel Spa? f?r den gelungenen Abschluss eines Samstagabends (87 Punkte).

Nach der Lekt?re eines der besten Artikel ?ber W?rttemberger Wein der letzten Zeit (Kein Stoff f?r den Massengeschmack, Stuttgarter Zeitung vom 17.10.2009, leider nur in der Printausgabe), bedarf es dann am Sonntag nat?rlich unbedingt empirischen Anschauungsmaterials. Kann ein Lemberger von der Weing?rtnergenossenschaft D?rrenzimmern-Stockheim aus dem Jahr 2002 sieben Jahre sp?ter, auch wenn er im Barrique war, noch ?berzeugen? Das Alter ist jedenfalls kein Problem. In der Nase ?u?erst dezent, am Gaumen rund, d?nn und glatt geb?gelt, wirkt er gef?llig und belanglos. Seine irgendwie eingekocht wirkenden Aromen erinnern noch am ehesten an H?gemark – und lassen bef?rchten, dass der Wein, wie bei so vielen W?rttembergern ?blich, maischeerhitzt wurde. Nun, zum Fleischk?s ist’s egal. (84 Punkte).

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